Die erste grobe Schätzung

 

Die erste Überschlagsrechnung bei der Berechnung des Stromertrags wird ganz bewusst noch recht grob ausfallen. Sie dient dazu ein Gefühl für das Potenzial des Daches zu bekommen.

Potenzial

Wir nehmen an, das Flachdach eines Mehrfamilienhauses hat ca. 500qm. Nach einer Faustregel, braucht man 8-10qm Dachfläche für 1kWp. Das erscheint auf den ersten Blick viel, aber Dachaufbauten und Abstände zwischen den Reihen der Panels sind dabei mit eingerechnet.

Wir kämen bei 500qm also nur auf 50kWp Leistung für unsere Solaranlage. Da wir vorhaben, besonders leistungsfähige Module zu verwenden und durch geschickte Ausrichtung erhöhen wir den Stromertrag auf 60kWp.

• 1 kWp erzeugt eine Jahresleistung von ca. 1.000kW Strom.

• Bei 60kWp können wir also mit ca. 60.000kW Jahresertrag rechnen.

[Flächenbedarf für 1kWp SolarStrom]

 

Proberechnung

Standard Panels haben eine Fläche von etwa 1,8qm. 1kWp auf Basis von Solarmodulen mit 380Wp Leistung brauchen als ca. 5qm Platz. (1000W / 380Wp = 2,63 1,8qm x 2,63 = 4,73qm).

Für eine Solaranlage von 60kWp muß man also ca. 300qm Fläche rechnen. 200qm für Aufbauten und Reihenabstände zu „reservieren” erscheint ein bisschen viel.

1.000kW Jahresertrag pro 1kWp ist ein Durchschnittswert, der für Deutschland errechnet wurde. Österreich hat eine höhere durchschnittliche Globalstrahlung und Wien liegt im österreichischen Mittelfeld.

Wir haben vor, durch geschickte Ausrichtung nicht nur mehr Leistung zur richtigen Zeit zu erzielen, sondern können dadurch auch einiges an Reihenabständen einsparen. Deshalb sind wir zuversichtlich und nehmen an, dass die Jahresleistung nochmals um 10kWp höher sein wird.

• Das Flachdach von 500qm ist für eine Solaranlage von 70kWp geeignet, die uns im Jahr ca. 70.000kW liefert!

Kostenschätzung

Faustregel: Für eine Solaranlage muss man mit Kosten von € 1.600 pro 1kWp rechnen.

• Eine Solaranlage von 70kWp würde demnach € 112.000 kosten.

Erste Berechnung

Kleinere Anlagen, wie bei Einfamilienhäusern sind etwas teurer, bei größeren Anlagen „drückt” der Mengenrabatt für die Panels den Preis etwas, dafür sind die Kosten für die Arbeitszeit höher.

Erfahrungswerte sagen, dass die Panels ca. die Hälfte der Gesamtkosten der Anlage ausmachen. Die andere Hälfte muss man für den Unterbau, der (oder die) Wechselrichter, Verkabelung, etc rechnen. Die Planung der Anlage kostet zusätzlich Geld, ebenso die Baustelleneinrichtung und eventuell ein Gerüst und ein Lastenlift für das Material.

Für 70kWp werden am Dach ca 184 Solarpanels verbaut. Bei dieser großen Menge von Modulen sollte schon ein ordentlicher Rabatt „drin” sein, und das Lastauto muss auch nur einmal liefern. Statt zum „Baumarkt-Preis” von € 250 für ein Hochleistungspanel rechnen wir nur mit € 200.

• 184 Panele zu € 200 ergibt ca. € 37.000.

Der Unterbau für die Solarpanels ist aufwendiger als gedacht. Wir brauchen für die verschiedenen Ausrichtungen und Schaltungen in mehreren Strings mehr als einen Wechselrichter. Die Verkabelung soll die ganze Lebensdauer halten und daher nehmen wir auch da die beste Qualität.

Außerdem plant ein Büro die Anlage für uns und das Bauverfahren in Wien ist kompliziert und aufwendig. Das kostet alles extra, Aufwand und Zeit.

Wir kalkulieren daher nicht mit Gesamtkosten in Höhe des doppelten Preises für die Solarpanels, sondern gehen auf „Nummer sicher” und verdreifachen den Preis für die Module.

• Gesamtpreis Solaranlage mit 70kWp: €111.000

Auch verglichen mit dem mit der Faustregel errechneten Preis erscheinen € 111.000 sehr realistisch!

 

Förderung

Wenn wir die (höhere) Förderung von der Stadt Wien in Anspruch nehmen können, haben wir Aussicht auf € 17.500.

Eventuell verzichtet der Staat, bis wir so weit sind, die Anlage in Auftrag zu geben, auch noch auf die Mehrwertsteuer für Solaranlagen.

• Die Investitionssumme, mit der die Eigentümer rechnen müssen, beträgt für eine 70kWp Solaranlage € 95.000 bis € 100.000.

 

Strombedarf

Eine vierköpfige Familie in Österreich verbraucht (laut Statistik) ca. 3.600kW Haushaltsstrom. Stadtbewohner verbrauchen weniger als Landbewohner. Aber um wieviel weniger, darüber gibt es keine Statistik. In der Stadt werden auch nicht alle Wohnungen von vierköpfigen Familien bewohnt. Es gibt viele Single-Haushalte, Kleinfamilien oder Ehepaaren ohne Kinder im selben Haushalt.

Bei einem Mehrfamilienhaus mit 50 Wohnungen kann man daher annehmen, dass der Jahresverbrauch an Strom deutlich unter dem „statistischen” Wert liegt. Wir nehmen an, dass in unserem Wohnhausbeispiel pro Hauspartei nur 2.500kW im Jahr verbraucht werden.

Natürlich könnte man von Wohnung zu Wohnung gehen und die Bewohner einzeln befragen, wieviel Strom sie verbrauchen, aber das würde einen großen Aufwand erfordern.

• 50 Wohnungen verbrauchen im Jahr ca. 125.000kW Strom.

• Eine Solaranlage von 70kWp ezeugt im Jahr 70.000kW Strom.

• Die Solaranlage liefert ca. 56% der Jahresbedarfs der Bewohner des Hauses.

 

Betriebskosten

• Faustregel: Die Betriebskosten einer Solaranlage betragen zwischen 1% und 2% der Investitionskosten im Jahr.

• Bei unserer Solaranlage (Kosten von ca. € 112.000) sind das etwa € 2.240.

Da alle Aufgaben des laufendes Betriebes von Firmen übernommen werden und Betrieb, Abrechnung, Wartung, Steuer etc. alles Geld kostet, kommen wir damit vermutlich nicht aus. Wir setzen den Betrag also mit € 5.000 im Jahr an.

• Unsere Anlage kostet uns voraussichtlich rund € 5.000 Betriebskosten

 

Einnahmen

Die Solaranlage erzeugt im Jahr rund 70.000kW Strom.
Der Strom hat einen Marktwert von aktuell € 0,40/kW.
70.000kW x € 0,40 = € 28.000

Theoretisch ist der von unserer Solaranlage erzeugte Strom heute also € 28.000 wert.
Für den Strom, den wir an die ÖMAG verkaufen würden, könnten wir ca. den Marktpreis bekommen. Allerdings schwankt der Strompreis zur Zeit sehr stark und es ist nicht damit zu rechnen, dass man über längere Zeit wirklich so viel für seinen Strom bekommen wird. Eigentlich sollte Strom auch wieder viel billiger werden.

So günstig wie in den letzten Jahren wird Energie und damit Strom vermutlich in Zukunft nicht mehr sein. Ob Strom so teuer bleibt wie heute, ist schwer abzuschätzen. Es könnte allerdings sein, dass er teuer bleibt und der Preis in den nächsten Jahren weiter ansteigt.

Durch den Umbau des Energiemarktes hin zu erneuerbarer Energie, den Auflagen, Steuern und Verboten für Kohle, Gas und Öl, dem Ausbau der Netzkapazitäten und einer Reihe weiterer Faktoren ist viel Unruhe im Markt und keiner weiß genau, wie sich die vielen Unsicherheitsfaktoren auswirken werden.

Bei dem heutigen Strompreis hätte sich die Solaranlage schon in weniger als 4 Jahren amortisiert. So schnell wird es wohl in der Praxis nicht gehen, aber 7 bis 10 Jahre Amortisationszeit sind ziemlich realistisch.

Die aktuellen Strompreise für Wien und Österreich finden sich auf der Website der E-Control.

 

Strompreis

Den Eigentümern wird der Strom der Solaranlage nicht gratis überlassen, sondern es wird ein „Gestehungspreis” errechnet, der sich aus den Betriebskosten und Investitionskosten zusammensetzt. Das von den Eigentümern investierte Geld soll schließlich wieder zurückgezahlt werden.

Wenn wir einen fiktiven Kilowattpreis von € 0,10 für den Strom annnehmen, der den Eigentümern zur Verfügung gestellt wird, ist der von unsere Anlage erzeugte Strom plötzlich nur noch € 7.000 wert (die Betriebskosten liegen bei € 5.000). Da bleiben nur € 2.000 im Jahr für allfällige Reparaturen, Rücklagen oder „Überraschungen”.

Man sollte den „Hauspreis” also durchaus etwas realistischer (näher am Marktpreis) ansetzen. Zurzeit ist das schwierig, da durch die „Strompreisbremse” der Regierung der Strompreis mit Steuergeld „künstlich” billiger gemacht wird.

Zusätzlich brauchen wir auch noch einen „Mieterpreis” für die Mieter im Haus. Der sollte zwar etwas näher am Marktpreis liegen, muss aber trotzdem für die Mieter attraktiv sein.

Drittens brauchen wir einen Preis für den Strom, auf den Eigentümer zwar durch ihren Anteil Anspruch haben, den sie aber nicht verbrauchen und der hausintern anderen Bewohnern zur Verfügung gestellt wird.

Zum guten Schluss gibt es noch eine geringe Menge Überstrom, der verkauft werden kann. Da ist es zurzeit am besten, ihn an die ÖMAG zu verkaufen.

 

Netzgebühr

Die Bewohner sind nicht nur durch den eigenen Strom weniger abhängig vom Marktpreis für Strom, sie sparen sich auch die Netzgebühr für den Strom, der vom Dach des Hauses mit der hauseigenen Leitung zu ihrer Wohnung kommt.

Netzgebühren werden nur noch fällig für den Strom, den sie über die Leitung des Netzbetreiber von Stromlieferanten beziehen.

Netzgebühren machen schon heute einen gehörigen Teil der Stromrechnung aus und jetzt, wo diskutiert wird, dass die Stromnetze noch gar nicht für den zukünftigen Stromtransport ausgelegt sind, kannn man schon abschätzen, dass die Netze massiv ausgebaut und „aufgerüstet” werden müssen. Das Geld dafür werden Konsumenten des Stroms über erhöhte Netzgebühren zahlen müssen.

Auch aus diesem Grund macht die Investition in eine Solaranlage heute Sinn.

 

Speicher

In unserer Kalkulation bisher fehlt der Stromspeicher. Bei der Annahme, dass ein sehr großer Eigenstrombedarf besteht und nur geringe Mengen Strom als Überstrom ins Netz eingespeist und verkauft werden, macht das Sinn. Ein teurer Speicher wird kaum genutzt, kaum aufgeladen und rentiert sich nicht.

Etwas anders sieht das aus, wenn man das Haus “selber” mit eigenem Strom versorgt. Lifte, Beleuchtung und Heizung verbrauchen in einem großen Haus ganz schön viel Strom (15.000-20.000kW/Jahr). Das wäre in unserer Beispielrechnung ein ganz erheblicher Anteil von den 70.000kW (20%-30%).

Da die Hausanlage vor allem dann Strom verbraucht, wenn weniger Solarstrom erzeugt wird, wäre ein Speicher in diesem Fall als “Puffer“ und Ausgleich sinnvoll.

 

 

Photovoltaik-Rechner von klimaaktiv.at

Auf der Webseite von klimaaktiv.at der Österreichischen Energieagentur findet sich ein Photovoltaikrechner, der auch für Mehrfamilienhäuser funktioniert. Damit kann man seine Grobschätzung überprüfen.

Nach der Eingabe von ein paar Grunddaten (Ausrichtung, Neigungswinkel, geschätzte Größe der Anlage, Nennleistung der Module) wird die Höhe der Investitionskosten und der Förderung berechnet.
Wenn man dann noch ein paar Daten zur künftigen Entwicklung abschätzt und eingibt, wird der Amortisationszeitraum des Kapitaleinsatzes, die zukünftige Strompreisentwicklung und Einnahmen durch den Stromverkauf prognostiziert.

[Photovoltaik-Rechner von klimaaktiv.at]

 

[WEITER]

 

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