5. Zwei Angebote

 

Sechs Kontakte, zwei Angebote

Von sechs kontaktierten Solateuren waren nur zwei bereit, ein Angebot für eine Solaranlage zu erstellen, einer hat sich das Dach sogar in einer Vor-Ort Besichtigung angeschaut.

Mir liegen also zwei Angebote vor, einig sind sich die Anbieter nur bei der ungefähren Größe der Anlage: Etwa 50 bis 55kWp haben auf dem Dach Platz.

Die beiden Preise sind sehr unterschiedlich und reichen von € 70.000 bis € 176.000!

 

1. Angebot

Das niedrigere Angebot wurde auf Basis eines Google Maps Satellitenbildes erstellt und ist nicht sehr detailliert. Gerade einmal der Belegungsplan und zwei Varianten: 45kWp mit günstigeren Panels, um knappe € 60.000 und eben 55kWp um €70.000. Laut Plan werden ca 95 Panels verbaut. Wie die Module montiert werden sollen geht ebensowenig aus dem Schreiben hervor, wie der Neigungswinkel.

55kWp Leistung aus 95 Panels herauszuholen ist allerdings erstaunlich.

Belegeplan Angebot 1

 

2. Angebot

Das zweite, teurere Angebot ist deutlich detaillierter. Zum Teil ist der hohe Preis mit der aufwendigen Montage auf dem Blechdach begründet, bei der die Panels mit hunderten Steckschrauben am Dach befestigt werden. Allein diese Montageart kostet € 36.000. Außerdem werden 67 „Optimierer“ verbaut, was offensichtlich auch zusätzliche Kosten verursacht. Sie sollen vermutlich die Leistungsverluste durch Verschattung verringern. Insgesamt kommen 134 Panele zum Einsatz. Es dürfte sich um Module in Normgröße und 385Wp Leistung handeln, was ziemlich realistisch klingt.

Belegeplan Angebot 2

Der Jahresertrag wird auf knappe 51.000 kW geschätzt. Es gibt sogar eine Grafik auf dem der zu erwartenden monatlichen Stromertrag ersichtlich ist. Die Kosten für die Erzeugung von 1 Kilowatt werden (ohne nähere Angaben) mit € 0,23 angegeben. Das ist ziemlich teuer und liegt über dem Marktpreis für Strom. Die Anlage rechnet sich also nicht, besonders wenn man noch die Betriebskosten hinzurechnet. Selbst wenn man den gesamten Strom zu Marktpreisen an die ÖMAG verkaufen würde, bleibt ein erhebliches Risiko, dass der Erzeugerpreis über dem Verkaufspreis liegt. Bei einer solchen „Liebhaberei“ werden die anderen Miteigentümer kaum „mit machen“!

 

Belegungspläne

Wenn man sich die Belegepläne genauer anschaut, fällt auf, dass die Solateure zu ganz unterschiedlichen Lösungen gekommen sind. Der Unterschied von 95 zu 134 möglichen Panels ist auffällig. Interessant ist, dass sich das kaum auf die versprochene Leistung in kWp auswirkt. Der erste Solateur holt aus den 95 Modulen sogar 4kWp mehr heraus, als der zweite mit 134 Panels, obwohl beide anscheinend leistungsstarke Module verbauen wollen.

Interessant ist auch, wo sich auf dem Dach wieviele Module ausgehen sollen. Solateur 1 lässt viel Raum frei, so kommt er auch nur auf 95 Module. Solateur 2 verbaut mal locker, mal dicht gedrängt. An manchen Stellen fragt man sich, ob da wirklich zwei Reihen Module hinpassen. Es wird auf jeden Fall eng. Es fällt auf, dass Solateur 1 die Verschattungen mit einkalkuliert und in diesen „Problemzonen“ lieber auf ein paar Module verzichtet, während sich Solateur 2 mit Optimierern hilft.

Auffällig ist auch, dass beide auf der nach Süden gerichteten „Sonnenseite“ nur eine Reihe Solarpanels verbauen wollen. Solateur 2 „quetscht“ stattdessen seltsamerweise auf die Nordseite, die außerdem von Verschattung betroffen ist, zwei Reihen. Alle Panels sind bei beiden eher nach Süden ausgerichtet, soweit man bei einem Neigungswinkel von Null Grad von Ausrichtung reden kann. Neigungswinkel 0 Grad heißt bei Solateur 2 vermutlich „flach auf das Dach montiert“, also in der Praxis jeweils 5 Grad südlich und -5 Grad nördlich bei der entsprechenden Dachneigung.

Montage ohne großen Unterbau und Aufständerung spart Kosten und man muss sich nicht besonders um Fragen des Winddrucks kümmern, das geringere Gewicht hat Vorteile bei der Statik. Allerdings produziert die Anlage bei Schnee im Winter kaum etwas, solange der Schnee nicht abgetaut ist und hier in Gürtelnähe muss man die Panels öfter reinigen lassen, wenn ein Regen den Staub nicht abwäscht.

Beide haben die Solarmodule anscheinend (fast) alle in Nord-Süd-Richtung (im „Hochformat“) montiert, ob sich zB eine zweite Reihe auf der Südseite „ausgeht“, wenn man die Panels im Querformat verlegt, wäre eine Überlegung wert.

Wenn man beide Belegungspläne kombiniert, kann man an der einen oder anderen Stelle sicher noch eines oder mehrere Panele mehr unterbringen. Solateur 1 ist teilweise ja sehr „großzügig“ mit der Dachfläche umgegangen.

 

Belegungsplan 3

Mit unserem Know-how versuchen wir selber einen Belegeungsplan zu erstellen:

Selbst erstellter Belegeplan 3

Die Hauptausrichtung der Panels ist nach Süden, auf der Nordseite werden wir einen Unterbau brauchen. Wir planen auch Ausrichtungen nach Ost oder West da ein, wo es günstiger erscheint. Dafür werden wir mehr als einen Wechselrichter brauchen, aber auch dann mehr Strom, wenn wir ihn brauchen.

Wir gehen davon aus, dass man die Seilsicherung anders montieren kann und dadurch auf der Südseite mehr Panels möglich sind. Wir berücksichtigen die Verschattungen und verzichten  auf Module an kritischen Stellen. Trotzdem kommen wir auf Platz für 160 Hochleistungsmodule mit jeweils mindestens 400kW. Das ergibt immerhin 64kWp.

Immer noch nicht genug für den Strombedarf des Hauses, aber doch um einiges mehr, als beide Solateure vorgeschlagen haben.

Um zu überprüfen, ob so viel Stromausbeute wirklich möglich ist, und welche Kosten dafür entstehen, sich das Ganze also rechnet, dazu brauchen wir ein professionelles Planungsbüro.

[WEITER]

 

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