2. Die Planung

 

Bei der Realisierung einer Solaranlage denkt man zunächst einmal an die technische Anlage und weniger an den damit verbundenen organisatorischen Aufwand. Auch ich habe mich zunächst damit beschäftigt, zu verstehen, wie die Anlage funktioniert, welche Komponenten es braucht und welche Solarpanels die geeignetsten für unser Dach sein könnten.

Nachdem ich zum „Lokalaugenschein” aufs Dach gestiegen bin, habe ich es mir mit Google Maps in der Satelitenansicht angeschaut und mir im Solarpotentialkataster der Stadt Wien die Eignung angesehen. Alles Schritte, die auch die Profis machen. Die Fotos und Screenshots, die ich dabei gemacht hab, waren später nützliche Unterlagen.

Nebenbei habe ich auch einiges über Solartechnik gelernt und welche Faktoren Auswirkungen auf den Stromertrag haben und mit welchen „Tricks” man ihn so beeinflussen kann, dass zur richtigen Zeit mehr Strom zur Verfügung steht.

 

Mit diesem Wissen habe ich dann versucht überschlagsmäßig abzuschätzen, wieviel Strom „unsere Anlage“ in einem Jahr liefern könnte. Die Rechnung war ein bisschen ernüchternd, denn obwohl mir das Dach immer ganz schön groß vorgekommen war, für die in sechs Stockwerken „übereinander gestapelten” Bewohner lieferte sie beim besten Willen nicht ausreichend Strom. Am Abend sowieso nicht und in den dunklen Jahreszeiten auch nicht. Ich kam nur auf ungefähr fünfzig bis maximal siebzig Prozent „Eigenstrom” – von der Solaranlage erzeugter Strom. Die andere Hälfte würden wir weiterhin teuer zukaufen müssen. Die gute Nachricht ist, die Einspeisung von „Überstrom”, Strom der nicht vom Haus verbraucht wird, ist für uns kein besonderes Thema. Wie wir den Strom an wen verkaufen können oder müssen, darüber brauchen wir nicht groß nachdenken. Oder was wir noch alles mit dem vielen Strom anstellen könnten. Auch die Entscheidung Stromspeicher oder kein Stromspeicher erübrigt sich erstmal.

KOMMENTAR
 Während Einfamilienhaus-Besitzer oft ausreichend
Dach zu Verfügung haben, um den Eigenbedarf zu decken,
Strom zu verkaufen oder das E-Mobil zu laden, erzeugt kaum
ein größerer Geschoßbau ausreichend Strom für die Bewohner.
Wie sehr es dabei durch die aktuellen gesetzlichen Regelungen
zu „Ungerechtigkeiten” kommt, steht
in einem anderen Artikel.

 

Solarpanels

Ich habe versucht einiges über Solarpanels zu lernen, was der aktuelle Standard ist und worauf es bei der Auswahl ankommt. Da gibt es gewaltige Unterschiede, allerdings war schnell klar, dass in unserem Fall des „zu kleinen Daches für zu viele Bewohner” nur die effektievsten (und damit teuersten) Module in Frage kommen. Und dass es bei der Planung darauf ankommt, alles was möglich ist aus Dach und Anlage „herauszuholen”! Wenn das dann hoffentlich auch noch bezahlbar ist!

Am Ende der Recherchen und Berechnungen hatte ich schon eine Menge Wissen angehäuft, allerdings hatte ich nicht das Gefühl, dass ich mit meinem neuerworbenen „Laienwissen” vor die fünfzig Miteigentümer treten und sie dazu überreden könnte, für die Solaranlage zu stimmen.

Da ergab eine günstige Fügung den Kontakt mit der Hausverwaltung und es stellte sich heraus, dass sie sehr an einem „Pilotprojekt Solaranlage“ auf einem von ihnen verwalteten Haus interessiert waren. Bei einem sehr netten Treffen erfuhr ich, dass sie damit nicht nur hofften neue Geschäftsfelder zu erschließen, sondern auch interessiert waren, „die Welt ein bisschen besser zu machen” – durch Solaranlagen! Wir beschlossen zusammenzuarbeiten und die Sache gemeinsam voranzutreiben.

KOMMENTAR
„Es ist sehr hilfreich,
wenn die Hausverwaltung bei dem Projekt
Solaranlage auf deiner Seite ist!”

 

 

 

Budget für die Planung

Ein Problem bei der Planung einer Gemeinschaftsanlage ist natürlich das fehlende Budget für ein Planungsbüro um zu einer professionellen Planung und an belastbare Zahlen zu kommen. Gibt es kein Projekt über das man abstimmen kann, gibt es auch kein Geld. Gibt es kein Geld, gibt es auch kein Projekt, über das man abstimmen kann. Die Katze beißt sich in den Schwanz!

Hausverwaltungen können im Rahmen der ordentlichen Verwaltung für so eine Verbesserung der Immobilie zumindest eine kleinere Summe bereitstellen.

KOMMENTAR
Bei Einfamilienhäusern ist eine „Vor-Ort-Besichtigung”
und die Planung in der Angebotslegung des Solateurs inkludiert.
Weil „alle Einfamilienhaus-Dächer gleich” und die Entscheidungswege
kurz sind, hält sich der Aufwand und das Risiko der Planung
für den Solateur in Grenzen.
Ganz anders bei Mehrfamilienhäusern.
Aus Erfahrung weiß man dass der Aufwand groß ist,
aber die meisten Projekte dann bei der Hausversammlung scheitern
und keine Mehrheit zustande kommt.
„Finger weg!”
Man findet nur wenige Solateure,
die sich das „antun“ oder sogar vorbei kommen
und sich das Dach persönlich anschauen.
Leider ist das Ergebnis von diesen Expertisen dann
„eher überschaubar”.

 

 

 

Planungsbüro

Es macht großen Sinn, bei einer Solaranlage die Planung von der Ausführung zu trennen und ein Planungsbüro zu beauftragen, dass nicht auch die Ausführung übernimmt.

Die Chance bei dieser Vorgangsweise ist deutlich höher, eine Lösung zu bekommen, die für das Haus passender ist und mehr auf die Bedürfnisse der Bewohner eingeht. Wenn alles gut läuft, kann man sich bei der Planung einbringen und Anregungen und Vorschläge machen, die auch brücksichtigt werden. Es ist weniger zu befürchten, dass man das bekommt „was gerne genommen wird”, Komponenten zum Einsatz kommen, mit denen sich der Solateur auskennt und an die er eventuell auch vertraglich gebunden ist.

Theoretisch wäre es sogar möglich, schon für die Planung Fördergeld in Höhe von bis zu 50% zu bekommen. Aber nur im Rahmen eines Sanierungskonzeptes für das ganze Haus, inklusive Wärmedämmung, Umstellung der Heizung “weg von Öl und Gas”.

Ich hatte ein längeres, zum Schluss recht hitziges Telefongespräch mit einer Dame von HAUSKUNFT, einer Beratungsstelle der Stadt Wien. Ich versuchte ihr klar zu machen, dass wir mit einer Fernwärmeheizung und der Thewosan-Sanierung eigentlich schon in „Vorleistung” getreten wären, das Haus saniert  und jetzt als nächster Schritt nur noch die Photovoltaik-Anlage nötig wäre. Sie beharrte darauf, dass nur die Förderung eines umfassenden Sanierungskonzeptes möglich sei. Das ging so mehrmals hin und her. Vielleicht ist es ja in der Praxis möglich ein Sanierungskonzept zu erstellen, in welchem die Punkte thermische Sanierung und Heizung einfach abgehakt werden? Ich habe es nicht weiter verfolgt.

 

 

Der aktuelle Stand

Eine Planungsfirma hat Kontakt mit der Hausverwaltung aufgenommen. Bei der Vor-Ort-Besichtigung war ein Herr von dem Planungsbüro, zwei Mitarbeiterinnen der Hausverwaltung, ein paar interssierte Eigentümer und natürlich ich anwesend. Ich hatten nachher noch ein sehr ausführliches Gespräch mit ihm, bei dem ich den Eindruck hatte, dass es sehr positiv verlaufen ist.

Anfang des Jahres wird er seine Vorschläge machen!

 

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